Morgens um 7.00 Uhr geht es los und wir begeben uns in den orangefarbenen Bus, aka Mr. Scoobs, ein Fahrzeug mit… sagen wir… Charakter. Unsere Busfahrerin heißt Curry und bis ich ihre Durchsagen verstehe vergehen einige Tage. Der Kiwi-Akzent ist mir noch unbekannt, Mr. Scoobs sieht es nicht ein, sein Mikrofon immer problemlos arbeiten zu lassen und Curry benutzt außerdem jede Menge Slang und in jedem zweiten, nein manchmal auch in jedem Satz den Klassiker „Sweet as…“ (übersetzt so viel wie: „super, hätten wir das auch geklärt“ oder „ok“ oder „ähhhm“ oder, oder oder).
Der Kiwi-Akzent ist eigentlich recht lustig. Prinzipiell ist er dem Britischen natürlich ähnlicher, als dem Amerikanischen, außer die „rrrr“’s, die kann man nach guter alter westerwälder Tradition ordentlich rollen. Hinzu kommt, dass es nur drei bis vier Vokale gibt. O, U und I. E kann prinzipiell, A manchmal durch I ersetzt werden. „Turn lift“ heißt also, dass man einfach nur links abbiegen soll und hat nichts mit einem Aufzug zu tun. Und das der Ort „Timms“ eigentlich „Thames“ heißt, hätte ich nie herausbekommen, hätte ich es nicht auf dem Fahrplan gelesen. Was mich beruhigt ist, dass Englisch-Muttersprachler anderer Länder mindestens die gleichen Probleme haben und die meisten Fremdsprachler die Durchsagen einfach zu ignorieren scheinen.
Der erste Stop ist an den „Hot Water Beaches“. Das heißt keineswegs, dass das Meer hier angenehm warm ist, sondern, dass man am Stand Löcher buddeln kann, bis man eine heiße Quelle entdeckt. Diese muss man dann geschickt mit dem eiskalten Meerwasser mischen und hat einen gemütlichen, heißen Pool, direkt am Strand. Soweit zur Theorie.
Ich hatte bereits die idyllischsten Bilder in meinem Kopf, wie ich dort liege und den Tag genieße, als ich den Strand erblicke und ersteinmal lachen muss: Was ich sehe ist ein irrsinniges Menschengewusel in Badebekleidung und mit Spaten in den Händen. Überall hört man (später auch von mir) Schreie, weil jemand gerade einmal wieder durch eiskaltes oder schlimmer noch: extrem heißes Wasser gelaufen ist. Ein komplettes Loch zu buddeln erscheint uns irgendwie nicht sinnvoll, also testen wir bestehende Pools. Stellt euch vor, eine gesamte Busladung Backpacker hüpft durch diverse Sandlöcher und ruft „Too cold, too cold… a bit warmer… too cold, aaahhhhh toooooooo hot!“, während diejenigen, die bereits ein schönes Loch gefunden haben in Entspannung schwelgen und die, die darüber hinaus noch gut vorbereitet sind, außerdem noch ein Glas Wein dazu trinken.
Irgendwann entern wir einen extrem großen Pool, in dem ein – ich glaube – schwedisches Ehepaar mit erwachsenem Sohn sitzt, dass sich durch unsere Horde zwar nicht vertreiben lässt, uns aber Platz macht. Und es ist wirklich unglaublich schön. Danke Natur, für diesen wunderschönen SPA-Bereich.
Unser Tagesziel ist Hahei, wer möchte, kann dort Kajak fahren gehen, das aber möchte ich irgendwie nicht. Also ziehe ich mit diversen Mitreisenden los und mache eine kleine Wanderung am Strand entlang und durch diverses Gestrüpp zum „Cathedral Cove“. An einem wunderschönen Strand befindet sich eine Art Felsbogen, durch den hindurch man wiederum schöne Felsen sehen kann. Die Sonne geht bald unter, das Licht ist wunderschön und überhaupt, das Meer, der Sand, die Felsen… hatte ich das nicht alles auf Hawaii gesucht? Ganz unerwartet finde ich es hier bereits am ersten Abend außerhalb der Stadt… Neuseeland ist wirklich paradiesisch.
Auf dieser kleinen Wanderung lerne ich bereits einige Leute kennen, die mich die nächsten Tage und Wochen begleiten, bzw. denen ich immer wieder begegne. So viele Namen auf einmal bringen mich fast dazu, einfach alle Mädels „Stefanie oder Julia“ und alle Jungs „Mark“ zu nennen, aber am Ende frage ich dann doch einfach wieder nach und meist führt dies zu einiger Erleichterung, weil sich auch meinen Namen keiner merkt.
Ach ja, am ersten Abend brauchen wir nicht einmal übers Essen nachzudenken, denn wir haben einfach alle etwas Geld in einen Topf, genauer gesagt Currys Piratenhut, geworfen und es gibt ein riesiges Barbecue, schließlich sollen sich alle kennenlernen. Von einer taubstummen Deutschen lerne ich, meinen Namen in Gebärdensprache auszudrücken (natürlich weiß ich es nicht mehr genau und sage vermutlich etwas furchtbar unanständiges, wenn ich es dennoch versuche) und am Ende spielen wir in wechselnder Besetzung Karten, quatschen und erfüllen somit offensichtlich den Zweck des Abendprogramms.