Adelaide ist ein seltsamer Ort. Irgendwie… wie soll ich sagen… funktional. Die Stadt ist nicht schön, hat kein Flair, keine Bekanntheit für irgendetwas, man kann nicht wirklich etwas sehen oder erleben, abends ist sie wie ausgestorben… aber so wirklich schlimm ist es auch nicht. Ein idealer Ort, um einfach einmal nichts zu tun, ein Wenig zu schreiben, Kaffee zu trinken und über die Welt nachzudenken. Nicht, dass ich in den letzten Monaten sonderlich produktiv gewesen wäre, aber irgendwie gab es doch überall etwas zu sehen und zu erleben. In Adelaide ist das nicht wirklich der Fall.
Hinzu kommt, dass es zwischenzeitlich dermaßen heftig regnet, dass ich kurz in Gedanken mein Adressbuch durchgehe. Würde ich jemanden kennen, der Noah heißt, befände ich mich jetzt mit Sicherheit in seiner Nähe, oder würde ihm zumindest eine SMS oder eine fürchterlich nette Email schicken, um in seiner Erinnerung einen präsenten Platz einzunehmen. Man weiß ja nie. Ich kenne aber keinen Noah, also halte ich mal besser meine Augen offen, für den Fall, dass ich irgendwo Tiere entdecke, die paarweise in irgendeine spezielle Richtung laufen…
Wenn es denn mal nicht regnet, ist es so heiß und so schwül, dass ich schon beim Blinzeln ins Schwitzen gerate. Vielleicht trägt auch das zu meiner ausgeprägten Aktivitätslosigkeit bei (wobei ich mich irgendwann doch dazu aufraffe joggen zu gehen, als es mal etwas kühler ist). Zwar schaffe ich es noch, an einer Führung im Kunstmuseum teilzunehmen und beschäftige mich aus einer albernen Laune heraus ausgiebigst mit dem Selbstauslöser meiner Kamera, zu viel mehr kann ich mich dann aber doch nicht aufraffen. Außer auf dem Sofa meines wunderschönen Hostels festzuschwitzen und meinen Bildschirm anzustarren. Schon wieder neue Menschen kennenlernen mag ich nämlich gerade auch nicht.
Lustigerweise treffe ich Alice wieder, die mit ihrer Familie (Mutter, Tante und Onkel) nun auf einer organisierten Tour durch Australien ist und daher gerade das Reisen von einer anderen als der Backpacker-Seite erlebt. So kann ich mich dann bei endlosen Chai Lattés doch noch mit jemandem unterhalten, ohne mich auf komplett Fremde einlassen zu müssen…
Auf einem meiner zahlreichen Spaziergänge durch die Stadt stolpere ich über eine Platte im Gehweg, dir mich mit einigen statistischen Daten zu Adelaide versorgt. Unter anderem auch dem Fakt, dass die Erde hier 365 Tage und 5 Stunden braucht, um um die Sonne zu kreisen… Sollten wir dann nicht alle fünf Jahre ein Schaltjahr haben und nicht alle vier? Kann mir das jemand erklären? Trotz ausführlicher Google-Recherchen bin ich hier nämlich nicht weiter gekommen. Aber apropos Zeit.. diese Australier… mal ganz ehrlich… wer braucht denn halbe Zeitzonen? Wisst ihr, wie kompliziert das ist? Halbe Zeitzonen, manche Staaten haben sich dem Konzept der Sommerzeit angeschlossen, andere nicht… da hatte doch wirklich jemand zu viel Langeweile… aber ich habe eine schöne Anekdote gehört, die ich hier noch einmal zum Besten geben möchte:
Ein Mädel, das ich irgendwo auf Reisen traf, war mit einer Gruppe von Leuten durch das Outback unterwegs, von West nach Ost. Irgendwann halten sie an einer Tankstelle und fragen die Frau an der Kasse, wie spät es denn sei, damit sie ihre Uhren korrekt stellen können. Da antwortet die Dame: „Tut mir wirklich leid, aber ich weiß selbst nicht, in welcher Zeitzone wir uns hier befinden. In diesem Ort leben nur sieben Personen und bisher war es niemandem wichtig genug, mal herauszufinden, welche Zeitzone es ist.“