Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich mich einem Reisebus anschließe, aber hier scheint es tatsächlich die beste Möglichkeit zu sein.Zumindest, wenn man alleine unterwegs ist. Da wir uns kurz vor der Sommersaison befinden, gibt es auch ein extrem gutes Angebot und so bin ich plötzlich Teil einer Reisegruppe. Ein Fakt über den ich ungefähr zwei Tage lang meinen Kopf schüttle.
Der Stray-Bus ist wie einer der Seniorenreisebusse, mit dem Unterschied, das ich zu den Senioren gehöre. Aber das tue ich beim Reisen ja allgemein. Im Gegensatz zu den anderen Anbietern, gibt es aber doch einige über 25 und es handelt sich nicht um einen reinen „Party“-Bus. Im Gegenteil, zeitweise werden wir so mit Aktivitäten überhäuft, dass wir abends nur noch totmüde ins Bett fallen. Natürlich hat man die Wahl, ob man überhaupt etwas machen möchte und wenn ja, was, aber bei mir steigt zugegebenermaßen mit der Reisezeit auch die Abenteuerlust, da wäre ich ja schön blöd, wenn ich diese Gelegenheiten verstreichen lasse. Ein weiterer Unterschied zur Seniorenreise ist, dass man vom Bus abspringen und einige Tage woauchimmer verbringen kann, bevor man wieder auf den nächsten Bus aufspringt. Ein ziemlich gutes Prinzip, weil man so seine Reise entsprechend der zur Verfügung stehenden Zeit verändern kann. Ich kann es trotzdem noch nicht glauben.
Der Bus holt uns im Hostel ab, bringt uns direkt zu den Aktivitäten, hält vor Supermärkten, die erste Nacht im Hostel ist jeweils reserviert und man muss sich nicht einmal darüber Gedanken machen, was man sehen und machen möchte, denn die besten Dinge bekommt man auf dem Silbertablett (naja, ok… in einem abgegrabbelten Plastikordner) serviert. So einfach kann das doch nicht sein!
Beim Reisen sind die „Alltagsprobleme“ ja ohnehin reduziert auf „Wohin will ich? Wie komme ich dorthin? Wo schlafe ich? Was möchte ich machen? Was esse ich?“ Die einzige Frage, die jetzt noch offen ist, ist die nach der nächsten Mahlzeit und selbst das relativiert sich schnell, weil wir oft mit ein paar Leuten zusammen kochen, somit nur einer Idee folgen.
Das erste Lied, das ich bewusst in Neuseeland höre, ist „Let me entertain you!“ von Robbie. Ok, wenn Neuseeland mich bespaßen möchte, dann soll es das mal tun. Ich lasse mich darauf ein, lehne mich zurück und werde zum Reisebus-Lemming. Eine angenehme Abwechslung und statt länger an einem Ort zu verbringen (wonach mir eigentlich gerade ist), bleibe ich einfach für die gesamte Reise über die Nordinsel im gleichen Bus. So viele Eindrücke, so viele Menschen, so viel atemberaubende Landschaft, so wenig Zeit und Muse einmal aufzuschreiben, was eigentlich so alles passiert. Und das rächt sich natürlich. Mittlerweile bin ich schon seit über einem Monat in Neuseeland, gönne mir ein paar Tage Ruhe und versuche endlich einmal, die Zeit Revue passieren zu lassen.
Frisch in diesem Land angekommen, wolle ich eigentlich ein paar Tage in Auckland bleiben, zum eingewöhnen. Weil es sich aber anbietet, ein Weilchen mit Jessica zu reisen und somit den nächsten Stray-Bus zu nehmen, buche ich mein Hostel um und bekomme von Auckland nur einen ersten Eindruck. Dieser aber ist einfach unglaublich positiv. Nicht, dass die Stadt besonders schön wäre, die Geschäfte außerordentlich vielseitig, das Wetter überdurchschnittlich gut oder, dass ich irgendetwas aufregendes unternommen hätte. Nein, es ist einfach nur das Gefühl, dass mich die Stadt (und in diesem Falle ein ganzes Land, ja sogar ein neuer Kontinent) mit offenen Armen empfängt. Solch eine Begrüßung kenne ich bisher nur aus Görlitz und Krakau.
Neben dem Auskosten dieses Gefühls tun wir trotzdem noch etwas für unsere kulturelle Weiterbildung und besuchen die Kunstgalerie und im Rahmen einer Stadtführung den Botanischen Garten und das Auckland Museum. Hier bekomme ich erste Eindrücke von der Maori-Kultur, die nach wie vor überall präsent scheint. Die Ähnlichkeiten mit den Ureinwohnern Hawaiis sind dabei nicht zufällig, denn einige sind von dort aus einfach weitergereist, bis sie hier waren.
Mein Hightlight im Museum aber ist der Vulkanausbruch-Simulator. Im Prinzip ein Raum, eingerichtet, wie ein Wohnzimmer mit laufendem Fernseher und Blick aus dem Fenster (Leinwand) auf den Vulkan Rangitoto, der vor 600 Jahren zum letzten Mal ausgebrochen ist und irgendwann vermutlich Auckland in Schutt und Asche legen wird. Und genau das wird dann simuliert. Mit entsprechenden Bildern, Wackelndem Boden und abbrechender TV-Übertragung. Schon spannend..
Ob ich ein Erdbeben erleben werde, so lange ich hier bin? So ein kleines, bei dem niemand zu Schaden kommt würde ich ja schon gerne mal mitbekommen…