Honolulu, 02.-05.11.2010

Wieder zurück im Touristenjungle buche ich ein anderes Hostel, das zwar auch nicht schöner ist, dafür aber aber ein wenig besser gelegen. Genaugenommen ist es überhaupt nicht schöner und auch alles andere als sauberer, daher nutze ich bei jeder erdenklichen Gelegenheit die Toiletten im naheglegenen Hotel-Einkaufszentrum. Erstaunlicherweise scheinen die meisten Hostelgäste hier für länger gestrandet zu sein. Keiner ist auf der Durchreise, keiner im Urlaub (da bucht man wohl die schicken Hotels) und kaum jemand weiß, wie lange er bleibt und was er eigentlich tut. Vermutlich wissen viele nicht einmal, was sie sind (ich selbst habe eine ganze Weile gerätselt, ob die Person, mit der ich mich den Abend über unterhalte mein Mitbewohner, oder meine Mitbewohnerin ist. Erst bei der Geschichte von zwei Taxifahrern, die diskutiert haben, ob sie Mann oder Frau ist und ihrem Entsetzen darüber, ist dann auch mir klar, dass es sich offensichtlich um eine Mitbewohnerin handelt.) Die Zeit scheint hier langsamer zu vergehen, oder egal zu sein. Das hat ja schon was.

Diverse Aussagen deuten darauf hin, dass ich im Norden der Insel das Paradies finde. Paradiesisch sind hier in jedem Fall die Busverbindungen und so mache ich am nächsten Tag eine kleine Inselumrundung. An einem der Strände an der North Shore findet ein Surfwettbewerb statt und so verbringe ich ziemlich viel Zeit damit, die riesigen Wellen und natürlich auch die dazugehörigen Sportler zu beobachten. Schon irgendwie faszinierend. Zwar verstehe ich nicht so ganz, was die wann und wie zu tun haben, aber lange stehen bleiben ist wohl gut. Ja, es ist schön, hier zu sitzen und auf das Meer zu starren, aber das Paradies ist es nun wirklich nicht. Oder ist meine Vorstellung vom Paradies einfach übersteigert?

Zurück in Honolulu mache ich einen ausgiebigen Spaziergang über die Strandpromenade. Hier versammeln sich um diese Zeit wohl sämtliche Touristen, es gibt Straßenkünstler- und Händler, alles ist mit Fackeln beleuchtet und dieses Licht ist nicht nur für alternde Frauen, sondern auch für Strände und Hotelburgen äußerst schmeichelhaft. Ja… so hatte ich mir dieses Hawaii schon eher vorgestellt… Urlaubsfeeling pur. Vermutlich lässt sich das Bild vom Paradies schon alleine daher aufrecht erhalten, weil die zahlreichen Hochzeitsreisenden die Hotelanlagen vermutlich einfach nicht verlassen. Vielleicht spricht sich das einfach herum und es ist doch keine riesige Marketing-Kampagne der Vereinigten Staaten, die mir überhöhte Erwartungen eingepflanzt hat.

Vielleicht sollte man hier einfach auf den Touri-Pfaden wandeln und machen, was alle tun, um zu sehen, was man erwartet? Ok, einen Versuch ist es wert und so nehme ich am nächsten Tag wiedereinmal den Bus und fahre zur Dole Ananasplantage. Hier kommen sämtliche Touren hin, die ich irgendwo gesehen habe. Warum das so ist, wird mir allerdings nicht wirklich klar, denn die „Plantage“ ist ein riesiger Souvenir-Laden, ein winzingkleiner Botanischer Garten und ein überteuertes Labyrinth. Naja, dann weiß ich das jetzt auch.

So mache ich mich schnellstmöglich wieder zurück und lasse mich erneut auf das Urlaubsflair der Hotelsiedlungen ein. Es ist mein letzter Abend in Hawaii, da sollte ich doch endlich zu meinem Cocktail mit Schirmchen kommen. In meinem Hostel ist es leider vollkommen ausgeschlossen, jemanden für so eine Schickimicki-Aktivität zu gewinnen, also suche ich mir alleine die ansprechendste Strandbar und bestelle einen Cocktail. Der ist zwar äußerst lecker, aber leider ohne Schirmchen. Irgendwie ist hier nichts so wie ich dachte. Trotzdem genieße ich dieses Stückchen Luxus in einer Hotelbar, direkt am Strand von Waikiki Beach.

Mein Flug ist erst am Abend und eine Aktivität steht mir noch bevor, schließlich ist auch O’ahu vulkanischen Ursprungs. Mit meiner Mitbewohnerin und einem Deutschen mache ich mich daher auf, den „Diamond Head“ zu erklimmen. Das klingt jetzt schlimmer, als es ist, dafür ist die Aussicht wunderschön, das Wetter ist traumhaft und so kann ich endlich einmal die Ausmaße und den fast perfekten Kreis sehen, der sich Krater nennt. Ja, von dieser Seite gefällt mir dieses Hawaii und als wir nachher am Strand sitzen, den Sonnenuntergang anschauen und „Frozen Joghurt“ essen, (aus einem unglaublichen Laden, in dem man sich sämtliche Sorten wild zusammenstellen kann, die dann auch noch mit allerhand Kram von Obst bis Keksen dekoriert werden), frage ich mich, warum ich mich nicht einhundertprozentig über diese Inseln freuen kann. Habe ich einfach die falschen Ecken entdeckt, bzw. die Richtigen übersehen oder sind es einfach die Erwartungen, die ja bekannt dafür sind, einem so manchen Spaß zu verderben?

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