Mt Cook, 09.-10.12.2010

Wie heißt es doch so schön: auf Regen folgt Sonne… und die setzt am nächsten Tag die Landschaft glatt wieder in ein so atemberaubendes Licht, dass die etwas trüberen Tage (und da habe ich auf extrem hohem Niveau gejammert) sofort vergessen sind.

Mt Cook ist der höchste Berg Neuseelands und am Lake Taupo haben wir ihn schon einmal aus der Ferne betrachten dürfen. Schon sehr beeindruckend… Was wir von dort noch nicht sehen konnten: Der Berg hat ein Gesicht.

Gerade wollte ich euch dazu auffordern, mal genau auf das Foto zu schauen, aber da ist es leider nicht zu erkennen. Ist aber ja eigentlich auch egal, denn dass ich mich gerne mal von Bergen beobachtet fühle, habe ich ja bereits gestanden… aber keine Angst, er guckt nicht böse. Nur einladend. Und was beschließe ich, gemeinsam mit einer relativ großen Gruppe meiner Mitreisenden, zu tun? Richtig. Wandern. Da gibt es einen Weg zu einem See am Fuße des Tasman Glaciers (praktischerweise gehört der längste Gletscher zum größten Berg). Mit Eisbergen. Also der See, nicht der Weg. Dauert nur ca. vier Stunden hin und zurück… ein Spaziergang… das schaffen wir noch vor dem Abendessen.

Wie verschoben mein Verständnis von Entfernungen doch mittlerweile ist… und damit bin ich nicht alleine. Sonst klang ein einstündiger Fußweg doch schon lange… Vielleicht sollten Eltern ihre Kinder beim ersten gemeinsamen Spaziergang gleich einen ganzen Tag lang durch die Gegend schleifen, so dass ihnen die kurzen Runden am Sonntag nicht mehr wie eine Ewigkeit vorkommen… ja… ich bin einfach ein Fachmann in Sachen Erziehung.

Das seltsame am Reisen ist, dass man unheimlich abstumpft, was die Begeisterung über Dinge, die man sieht und tut betrifft. Besonders deutlich ist es ja schon länger bei den Wasserfällen, die ja bereits in Hawaii an Spannung verloren haben. Neuseeland ist voll von Wasser, dass irgendwo einen Berg herunterfällt und so schön ich es auch nach wie vor finde, zumindest bei Regen denke ich zweimal darüber nach, ob ich für einen Wasserfall wirklich den trockenen Bus verlassen möchte (natürlich tue ich es trotzdem jedes Mal und freue mich am Ende).

Eine gewisse Abgeklärtheit hat sich bei mir auch gegenüber Gletschern und Eisbergen eingestellt und so ist mein erster Gedanke beim Betrachten des Eisbergs am Tasman Glacier: „Och, nur einer… der ist ja winzig… selbst, wenn es nur die Spitze des Eisbergs ist… also da hatten Alaska und die Rockies aber mehr zu bieten!“

Noch bevor ich den Satz zuende gedacht habe, muss ich über mich selbst den Kopf schütteln. Mal ganz objektiv betrachtet, stehe ich nämlich gerade an einem wunderschönen Ort, mitten in der Natur am Fuße eines gigantischen Berges (der mich etwas von oben herab ansieht, aber gut), die Sonne scheint und wenn ich mal genau in mich gehe und mein reizüberflutetes Hirn nach vergleichbaren Bildern befrage, ist es doch einer der schönsten Anblicke, die ich in den letzten Monaten hatte. Außerdem freue ich mich über die Farbe des Wassers, die ich hier mal als Zementgrau beschreiben möchte und die ich in dieser Form noch nicht gesehen habe… wobei… so toll ist es jetzt auch nicht, wenn ich an das strahlende Blau von Lake Tekapo denke, den wir heute Mittag gesehen haben…

Vielleicht brauche ich einfach einmal ein paar Tage ohne neue Eindrücke…

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