Ich bin versucht zu schreiben, dass mich dieses Land bereits vom ersten Moment an begeistert, an dem ich festen Boden betrete, aber das wäre glatt gelogen. Denn schon am Flughafen in Honolulu ist mir klar, dass mir mein nächstes Reiseziel gefallen wird. Egal mit welchem Kiwi ich mich unterhalte, mir sprüht eine Freundlichkeit und ein Humor entgegen, wunderbar.
Der Lonely Planet schreibt, dass die Neuseeländer alles versuchen werden, um einem eine gute Zeit in ihrem Land zu machen. Und diesen Eindruck bekomme ich schon jetzt (und eigentlich auch schon vorher von den Kiwis, die ich sonst so getroffen habe). Es ist eine angenehme Form von Stolz gegenüber ihrem Land, die nicht in einem „unser Land ist das Beste“ gipfelt, sondern mit der schlichten Beschreibung: „du wirst es mögen!“
Im Flugzeug sitze ich neben einer Amerikanerin, die einen Neuseeländer geheiratet hat. Eine Zeitlang haben sie zusammen in der Mitte (also in Hawaii) gelebt und jetzt ziehen sie mehr und mehr nach Neuseeland. Sie ist mit ihrem Vater unterwegs, der schwerhörig ist und wegen der Flugzeuggeräusche kein Hörgerät trägt. Dass das für Unterhaltung sorgt, überrascht natürlich überhaupt nicht, denn er versteht prinzipiell das Falsche (manchmal glaube ich mit Absicht) und natürlich schreit er alles, was er sagt. Wirklich filmreif. Zum Glück sieht es auch seine Tochter mit Humor.
Apropos Humor: Ich scheine mich einem Land zu nähern, in dem sich die Menschen nicht unbedingt ernst nehmen. Oh, wie freue ich mich darauf und schon im Flugzeug erhalte ich die erste Kostprobe: während alle mir bekannten Fluggesellschaften die „Safety“-Videos extrem ernst und… nunja… sicherheitsbedacht gestalten, hat New Zealand Airlines einen Film mit der Rugby Mannschaft gedreht. Und die Jungs benehmen sich wie große Kinder während sie die Schwimmwesten etc. ausprobieren. Die Informationen kommen natürlich trotzdem rüber und außerdem hab ich mich am Ende schlapp gelacht. Selten hab ich den Videos so viel Aufmerksamkeit geschenkt… ja… ich freue mich darauf, mehr von diesen Albernheiten erleben zu dürfen!
Zu allem Überfluss sehe ich dann auch noch den schönsten Sonnenaufgang meines Lebens. Zwar habe ich keinen Fensterplatz, kann aber trotzdem sehen, wie sich die Sonne durchkämpft und sich der Himmel von Schwarz über Blau und Grün (das hab ich wirklich noch nie gesehen) in die Gelb- und Rot-Töne verfärbt… mit offenem Mund sitze ich da und frage mich, wie etwas so schön sein kann. Und genau in diesem Moment habe ich Angst, das Land nie wieder verlassen zu wollen.
Bei der Einreise gibt es dann ein Problem mit meinem Visum. Das gute alte Null und O-Problem (es gibt keine Os in Passnummern, nur Nullen, aber es führt trotzdem zu Chaos), doch auch hier sind alle freundlich, bitten mich kurz zu warten, damit sie es klären können und kurze Zeit später habe ich den richtigen Stempel im Pass (den, der mir erlaubt zu arbeiten). Mein Rucksack wartet bereits auf mich (ausnahmsweise muss ich also nicht ewig fürchten, dass er nicht mitgekommen ist) und als ich am Geldwechselschalter stehe (irgendwie muss ich meine kanadischen Dollar ja loswerden), lerne ich ein Mädel aus Hawaii bzw. Kalifornien kennen (Jessica), die zum gleichen Hostel möchte, wie ich. So schnell kann es gehen und so erkunden wir gemeinsam Auckland und wägen ab, was wohl die Beste Möglichkeit der Fortbewegung ist.